Frauen in Indien und Nepal fördern und unterstützen
Die Realität von Frauen in Indien und Nepal
Geringschätzung, Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen und Mädchen in Indien und Nepal sind keine Einzelfälle, sondern ein Massenphänomen. Obwohl Frauen in beiden Ländern nach dem Gesetz in allen gesellschaftlichen Bereichen Männern gegenüber gleichgestellt sind, sind die patriarchalen Machtstrukturen noch lange nicht abgeschafft. Frauen und Mädchen erfahren in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens noch keine Gleichberechtigung.
Diskriminierung von Frauen und Mädchen
Sexuelle Übergriffe sind an der Tagesordnung, arrangierte Ehen mit minderjährigen Mädchen vielerorts normal und das, obwohl Kinderehen sowohl in Indien und als auch in Nepal verboten sind.
In Nepal besteht für Mädchen und Frauen, die in Armut leben oder aufwachsen, außerdem ein hohes Risiko für sexuelle und körperliche Ausbeutung durch Zwangsarbeit und -prostitution. Jedes Jahr werden ca. 10.000 – 15.000 Mädchen aus Nepal durch Lockangebote unseriöser Arbeitsagenten nach Indien und China gelockt und zur Sexarbeit gezwungen. Die meisten Mädchen sind minderjährig, oftmals noch Kinder.
Auch was Bildung angeht, werden Mädchen in Indien und Nepal benachteiligt. Sie brechen deutlich häufiger die Schule ab als Jungen. Eltern befürchten teilweise, dass es für sie schwieriger sein wird, für ihre Tochter einen Ehemann zu finden, wenn diese eine gute Schulausbildung hat.
Die Alphabetisierungsrate in Indien beträgt 74 %. Hier zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Unterschied bei Männern und Frauen: die Rate liegt bei Männern bei 82 % und bei Frauen bei 65,5 % (Indian Census 2011). Was die Erwerbstätigkeit angeht, sind die Unterschiede noch eklatanter: nur 22,4 % der Frauen im Vergleich zu 68,1 % der Männer, („Statistisches Länderprofil Indien“ Destatis, 2023) sind erwerbstätig. Diese Beispiele zeigen, Diskriminierung und Ausgrenzung des weiblichen Geschlechts findet in Indien auf allen Ebenen statt.
Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen
Diese geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen verletzen ihre Grundrechte. Dies wollen wir bekämpfen und Frauen sowie Männer für die Rechte der Frauen sensibilisieren. So stellen wir traditionelle Vorstellungen und die Privilegien von Männern in Frage, sobald sie die Rechte der Frauen in Indien und Nepal verletzen.
Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die abwertende Einstellung von Jungen und Männern gegenüber Mädchen und Frauen zu ändern, ihr Bewusstsein für das Thema Gewalt gegen Frauen in Indien zu schärfen und Jungen und Männer zu überzeugen, Frauen als wertvolle Partnerinnen in der Entwicklung von Familie, Gemeinschaft und Gesellschaft zu betrachten. Nur so kann es gelingen, die Gleichberechtigung von Frauen in Indien und Nepal voranzutreiben.
Ein wichtiges Instrument für die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation von Frauen in Indien sind die Sanghams (Selbsthilfegruppen für Frauen), in denen Frauen sich untereinander vernetzen. Dort werden akute und grundsätzliche Probleme in der Familie und Gemeinschaft thematisiert und Lösungen gesucht sowie Darlehen oder Mikrokrediten verteilt, um Frauen Zugang zu Arbeit und Beschäftigungsmöglichkeiten zu ermöglichen. Auf diesem Weg erhalten Frauen die Chance, ihr eigenes Potenzial auszuschöpfen und selbstbestimmte Entscheidungen über ihr Leben zu treffen.
In Nepal unterhält unser Projektpartner Maiti Nepal insgesamt 14 Schutzhäuser an den Grenzen zu Indien und China. Auch dort wird alles dafür getan, Mädchen und Frauen die Chance auf eine bessere Zukunft und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Proaktiv kontrollieren Mitarbeitende an den Grenzübergängen ausreisende Mädchen und junge Frauen, um sicherzugehen, dass sie nicht kriminellen Lockangeboten zum Opfer gefallen und von Zwangsarbeit und -prostitution bedroht sind.
Videoreihe – Erfolgsgeschichten aus Indien
Unser Themenfeld: Frauen fördern
In unserem Themenfeld „Frauen fördern“ bieten wir Unterstützung in sechs Bereichen an:
1. Sanghams (Selbsthilfegruppe)
Wir geben Frauen die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen und als Kollektiv gemeinsam für die Wahrung ihrer Rechte einzutreten.
Sanghams bieten Frauen einen geschützten Raum, in dem sie sich frei untereinander austauschen oder Probleme besprechen können. So bilden sie gemeinsam ein starkes Team.
Die einzelnen Sanghams sind über Netzwerkgruppen miteinander verbunden, deren Mitglieder Schulungen zu relevanten wirtschaftlichen und sozialen Themen erhalten.
2. Finanzielle Unabhängigkeit
Die finanzielle Unabhängigkeit ist für die Selbstbestimmung der Frauen von zentraler Bedeutung.
Wir unterstützen sie auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit, denn ein eigenes Einkommen zu haben verbessert nicht nur die Führungs- und Managementfähigkeiten der Frauen, es gibt ihnen auch das nötige Selbstvertrauen, und die Kraft, ihre eigene Weiterentwicklung voranzutreiben.
3. Reduzierung von Gewalt gegen Frauen
Mädchen und Frauen leiden immer wieder unter Belästigungen und müssen Gewalt innerhalb und außerhalb der eigenen Familie erleben. Ein Problem, das nur gemeinsam von Männern und Frauen bewältigt werden kann.
Wir organisieren Workshops, in denen Männer für den gleichberechtigten Umgang mit Frauen sensibilisiert werden und so selbst zu Unterstützern im Kampf für Gleichstellung werden.
In Dorfversammlungen bieten wir Diskussionen über Gewalt gegen Frauen an und veranstalten Aktionen rund um Frauenrechte. Wir stellen Informationen zu wichtigen Themen, Rechtsbeistand, Anspruch auf medizinische Hilfe, Meldung eines Verbrechens und Leistungsangebote von Gerichten zur Verfügung.
4. Aktionsteams
Die Teams bestehen in der Regel aus zwei Männern und zwei Frauen, die darauf spezialisiert sind, Gewalt gegen Frauen zu identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Unsere Teams erhalten Schulungen zur Stärkung ihrer Beobachtungs- und Kommunikationskompetenzen und in Erster Hilfe.
Sie fördern in den Dörfern das Bewusstsein für die Bedeutung von Bildung für Mädchen und Jugendliche und erklären, welche gravierenden Probleme durch Kinderehen, Alkoholismus, Migration und Menschenhandel entstehen.
Sie identifizieren und verhindern aktiv Fälle von Zwangsheirat und häuslicher Gewalt.
5. Beratungsstellen und Frauenhaus
Wir helfen Opfern von Belästigung und Gewalt, sich von ihren Traumata zu erholen und bieten ihnen dafür einen sicheren Rückzugsort.
In der Region Kadiri, in der Menschenhandel häufig auftritt, haben wir Beratungsstellen eingerichtet. Hier können sich Betroffene an unsere geschulten Mitarbeitenden wenden und sich helfen lassen.
Für Frauen in Not betreiben wir in Bathalapalli ein Frauenhaus. Dort haben die Frauen und ihre Familienmitglieder die Möglichkeit, sich von ihrem Trauma zu erholen.
Außerdem bieten wir den betroffenen Frauen eine berufliche Weiterbildung an.
6. Unterstützung für Witwen
Nach dem Tod ihres Mannes werden viele Frauen in Indien von der Familie verstoßen und von der Gesellschaft ausgeschlossen. Wir unterstützen und begleiten diese alleinstehenden Frauen auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit.
Witwen und mittellose Frauen erhalten Nahrungsmittel zur Verbesserung ihrer Gesundheit und zur Vorbeugung von Krankheiten.
In Sanghams erhalten Witwen außerdem den Zugang zu Darlehen und Mikrokrediten, damit sie einkommensschaffende Tätigkeiten aufnehmen und sich mittel- und langfristig selbst versorgen können. Ihre Kinder werden unterstützt, damit sie weiterhin zur Schule gehen können.
Selbstbestimmung durch finanzielle Unabhängigkeit
Die Mehrzahl der Frauen in Indien und Nepal werden sozial und wirtschaftlich immer noch stark benachteiligt. Mädchen und Frauen aus armen Verhältnissen werden weiterhin beim Zugang zu Bildung und Arbeit diskriminiert. Somit ist ein Leben in Armut und Abhängigkeit für diese indischen und nepalesischen Frauen vorprogrammiert. Um Frauen in Indien finanzielle Unabhängigkeit und eine nachhaltige Lebensgrundlage zu ermöglichen, unterstützen wir sie mit unseren Projekten zur Einkommensschaffung. Durch eine handwerkliche Ausbildung oder Trainings und Schulungen und finanzielle Förderungen können die Frauen eine bezahlte Tätigkeit aufnehmen, den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder verdienen und ein selbstbestimmtes Leben leben.
Menschenhandel in Nepal stoppen
Menschenhandel und Sklaverei ist weltweit geächtet, trotzdem werden Millionen Menschen ausgebeutet und leben in sklavenähnlichen Verhältnissen. Zwangsprostitution ist eines der lukrativsten Geschäfte weltweit. Insbesondere Mädchen und junge Frauen aus Nepal sind Opfer von Menschenhändlern. Die Armut ihrer Familien oder Lockangebote von kriminellen Arbeitsagenten gepaart mit Unwissenheit zwingt sie in Zwangsausbeutung und Sexarbeit in Indien und China.
Um diesen Mädchen und jungen Frauen die Überwindung ihrer Traumata und eine Reintegration in ein selbstbestimmtes Leben zu eröffnen, unterhält unser Projektpartner Maiti Nepal 14 Schutzhäuser in Nepal, in denen aus Zwangsausbeutung gerettete Mädchen und Frauen ein sicheres Zuhause finden. Hier erhalten alle die Chance auf gesellschaftliche Teilhabe und eine Perspektive für die Zukunft.
Eindrücke vor Ort: Frauen unterstützen
Frauen in Indien - Unser Wirken
8.387
Frauen erhielten seit 1993 eine berufliche Fortbildung579
Kinderehen konnten seit 2016 verhindert werden10.070
Jugendliche nahmen 2023 an Workshops zu Geschlechterungleichheit teil4.179
Männer nahmen 2023 an Anti-Diskriminierungs-Workshops zum Thema "Frauen" teil88.457
Frauen waren 2023 Mitglieder in 7.985 SanghamsFrauen in Indien – Unser Wirken
8.387
Frauen erhielten seit 1993 eine berufliche Fortbildung579
Fälle von Kinderehen wurden seit 2016 verhindert10.070
Jugendliche nahmen 2023 an Workshops zu Geschlechterungleichheit teil4.179
Männer nahmen 2023 an Anti-Diskriminierungs-Workshops zum Thema "Frauen" teil88.457
Frauen waren 2023 Mitglieder in 7.985 SanghamsErfahren Sie mehr über Frauen in Indien
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