Pushpaleela gehört einer benachteiligten Gemeinschaft in Indien an und arbeitete als Tagelöhnerin, um Geld zu verdienen. Der Lohn ihres Ehemanns, der Lehrer in einer Gemeindeschule war, reichte nicht aus, um die Familie mit drei Kindern zu ernähren. Als ihre Situation sich zunehmend verschlechterte, fingen sie an, nach anderen Einnahmequellen zu suchen. Als Analphabetin mittleren Alters war die Idee eines beruflichen Neustarts jedoch anfänglich etwas beängstigend.
Pushpaleela entschloss sich schließlich, ein kleines Ladengeschäft in ihrem Dorf zu eröffnen. Obwohl so ein Schritt immer mit Risiko verbunden ist, war Pushpaleela zuversichtlich, dass sie Erfolg haben könnte. Denn da es im Dorf keine Möglichkeit gab einzukaufen, mussten die Dorfbewohner bisher weite Anreisen in Kauf nehmen, um sich mit Vorräten zu versorgen.
Pushpaleela erhielt einen Mikrokredit aus dem Frauenentwicklungsfond der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT). Mit der Unterstützung von ihrem Mann und dem Geld aus dem Mikrokredit eröffnete sie schließlich ihren kleinen Laden. „Wir hatten keine Erfahrung, aber wir haben es gewagt, weil es uns in dieser schwierigen Phase die Möglichkeit gab, etwas zu verdienen, um zu überleben“, erklärt Pushpaleelas Mann Devadas. Pushpaleela leitete den Laden bald im Alleingang und war schnell fachkundig was Gewichte und Maße angeht.
Der Laden lief von Anfang an sehr erfolgreich und hat sich zu einem Treffpunkt entwickelt, an dem die Menschen zusammenkommen und sich über ihren Alltag austauschen. „Die Menschen kommen in unser Geschäft, um sich mit dem Notwendigsten zu versorgen. Die Mehrheit von ihnen sind Frauen, die dort dann auch etwas Zeit verbringen und Nachrichten über ihre Familien und das Dorf miteinander teilen. Der rege Austausch trägt dazu bei, dass sich die Distanz zwischen verschiedenen Gemeinschaften verringert“, sagt Pushpaleela.
Sie verkauft alle ihre Produkte zum gesetzlich festgelegten Preis und ist stolz auf die Tatsache, dass jeder im Dorf ihr vertraut, dass sie wirklich nur den gesetzlich festgelegten Preis verlangt. Mittlerweile hat Pushpaleela ihr Geschäft zu einem größeren Lebensmittelladen ausgebaut, in dem Gewürze, Getreide, Seifen, ätherische Öle und vieles mehr angeboten werden. Ihr neues Leben als Unternehmerin hat Pushpaleela Selbstvertrauen und Unabhängigkeit gegeben, da sie nun ihr eigenes festes Einkommen hat. Rund 70% der Frauen in Indien sind finanziell von ihren Ehemännern abhängig.
„Ich erinnere mich noch daran, als ich alles Geld sparen und die Erlaubnis meines Mannes einholen musste, auch wenn ich mir nur einen Jackenknopf kaufen wollte. Heute kann ich mir einfach kaufen, was ich will, wann ich es will und ihn später darüber informieren“, sagt Pushpaleela stolz.
Frauen aus benachteiligten Gemeinschaften sind häufig einer doppelten Diskriminierung wegen ihrer Herkunft und ihrem Geschlecht ausgesetzt. Wirtschaftliche Unabhängigkeit gibt ihnen nicht nur Vertrauen, sondern auch Stabilität und ebnet den Weg zur Gleichstellung. Die Vicente Ferrer Stiftungen haben es sich zur Aufgabe gemacht möglichst vielen Frauen den Weg in eine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu ermöglichen.