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Vorbereiten auf die dritte Welle


July 2, 2021    VFS

 

Indien registrierte im Mai 2021 zeitweise mehr als 400.000 Neuinfizierte und mehr als 4.000 Todesfälle pro Tag. Was zunächst in den urbanen Zentren im Norden Indiens begann, verbreitete sich schnell auch in den ländlichen Gebieten des Landes. Dort jedoch ist der Zugang zu medizinischen Einrichtungen schon vor der Pandemie eine große Herausforderung gewesen. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle erreichten täglich mehr als 200 Menschen auf der Suche nach Behandlung unser COVID-19 Stiftungs-Krankenhaus in Bathalapalli. Alle 307 Betten im Krankenhaus waren belegt und die meisten Patienten waren auf eine zusätzliche Sauerstoffversorgung zum Überleben angewiesen.

In den letzten Tagen ist die Zahl der Menschen, die das Krankenhaus aufsuchen, jedoch spürbar gesunken und auch die Schwere der Fälle nimmt ab. Im Durchschnitt werden täglich zehn neue Patienten aufgenommen, von denen nur noch 1 oder 2 eine Sauerstoffsättigung unter 95 % aufweisen. Darüber hinaus konnten in den letzten Wochen viele Genesene entlassen werden, sodass das Krankenhaus nur noch zu 60 % belegt ist.

“Ich hoffe, dass die Zahl der Fälle immer weiter zurückgehen wird und dass wir in einem Monat, neben der Versorgung von COVID-19 Erkrankten, auch den Krankenhausbetrieb auf den anderen Stationen wieder aufnehmen können”, sagt Dr. Praveen, Leiter des Stiftungs-Krankenhauses in Bathalapalli. Mit der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe konnte bereits die erste Station Ende Juni ihre Arbeit wieder aufnehmen und zukünftig wieder schwangere Frauen versorgen.

Das Krankenhaus steht nun vor der Herausforderung, den Normalbetrieb langsam wieder anlaufen zu lassen, während die Vorbereitungen auf eine mögliche dritte Welle beginnen. “Wir wissen nicht, wann es eine dritte Welle geben wird oder mit welcher Intensität sie kommen wird”, gesteht Dr. Praveen, der sich wünscht, dass sie leichter wird, als die letzte. “Die zweite Welle hat uns mit großer Wucht getroffen und es war sehr hart. Wir waren vorbereitet, wir hatten alle notwendigen Geräte, unser medizinisches Team war geschult und wir hatten die Erfahrungen der ersten Welle… Aber, was wir nicht erwartet hatten, war, dass es einen so großen Sauerstoffbedarf geben würden”, erzählt er.

Die Anschaffung von medizinischen Materialien ist bereits in vollem Gange und auch nach zusätzlichem Personal wird gesucht. Darüber hinaus wird ein momentan leerstehendes Gebäude auf dem Gelände des Krankenhauses renoviert, dort sollen zukünftig 25 weitere Betten mit Sauerstoffversorgung zur Verfügung stehen. Die neuen Sauerstoffgeneratoren, die mit Hilfe von Spenden während der zweiten Welle angeschafft werden konnten, werden installiert.

“Es gibt die Annahme, dass die nächste Welle Kinder härter treffen könnte. Obwohl es dazu noch keine gesicherten Erkenntnisse gibt, hat unsere pädiatrische Abteilung begonnen, sich notwendige Medikamente und Materialien für die Behandlung von Minderjährigen zu organisieren“, erklärt Dr. Praveen. So soll verhindert werden, dass das Krankenhaus erneut von der Krise überwältigt wird und seine Patientinnen und Patienten bestmöglich versorgen kann.

“Es macht mir Angst, an eine dritte Welle zu denken”, gibt Dr. Praveen zu. Die letzten 16 Monate waren eine große Herausforderung für alle Mitarbeitenden im Krankenhaus. “Wir alle brauchen eine Pause. Andernfalls befürchte ich, dass unsere psychische Gesundheit darunter leiden wird”, sagt Dr. Praveen, während er erklärt, dass niemand wissen kann, was passieren wird. Dennoch hofft er, dass COVID-19 eine Pause einlegt, damit all jene die Möglichkeit haben, sich um ihre eigene Gesundheit zu kümmern, die an vorderster Front stehen und sich um die COVID-19 Infizierten kümmern.

Text: Núria Navarro Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung Deutschland



 




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