Snow

Salammas steiniger Weg


Juli 27, 2019    VFS

 

Im Alter von acht Jahren begann Salamma auf Feldern von Grundbesitzern zu arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Heute besitzt sie zwei Hektar Land und ist die einzige Frau in ihrem Dorf, die ihren eigenen Ochsenkarren fährt. „Grundbesitz zu haben, gibt mir Stolz und Selbstvertrauen“, sagt Salamma, als sie am frühen Morgen ihren Ochsenkarren führt. Sie ist Mitte Sechzig und lebt mit ihrem Ehemann in einem kleinen Dorf in der Region Anantapur, Indien. Salamma hat zwei Töchter und zwei Söhne und hat ihr Leben lang immer hart gearbeitet.

Salamma musste die Schule abbrechen als sie 8 Jahre alt war, um als Tagelöhnerin auf den Feldern zu arbeiten. Sie war das vierte von acht Kindern. Nur zwei ihrer jüngeren Brüder gingen bis zur zehnten Klasse zur Schule. „Ich war eine der Älteren und hatte keine Wahl„, erinnert sie sich.

In den 80er Jahren schloss sie sich einem der Frauen-Sanghams (Selbsthilfegruppen) der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) an und die Dinge begannen sich zu ändern in ihrem Leben.  Nach einigen Jahren erhielt sie einen Mikrokredit über den Frauenentwicklungsfond der Stiftung, um einen Büffel zu kaufen. „Unsere Einkommensgrundlage muss möglichst breit aufgestellt sein, um nicht allein von Regen abhängig zu sein“, erklärt sie.

Sie waren erst 8 Jahre alt, als Sie angefangen haben zu arbeiten. Wie war die Situation Ihrer Familie zu dieser Zeit?

Wir kämpften ums Überleben. Mein Vater arbeitete für einen Grundbesitzer, aber was er verdiente, reichte nicht aus, um uns zu ernähren. Ich bin gern zur Schule gegangen, aber meine Eltern konnten es sich nicht leisten, also fing ich an zu arbeiten.

Ich heiratete als ich 16 war und arbeitete weiter auf den Feldern. Ich habe mein ganzes Leben lang als Bäuerin gearbeitet. Ich habe viel Erfahrung und keine Angst, alleine aufs Feld zu gehen. Ich bin die einzige Frau im Dorf, die einen Ochsenkarren fährt! Das habe ich sehr früh gelernt.

Können Sie uns etwas über Ihren Alltag erzählen?

Ich stehe jeden Morgen um 4 Uhr auf. Ich koche, putze das Haus, kümmere mich um die Tiere und hole die Arbeiter in meinem Ochsenkarren ab. Dann gehen wir aufs Feld.

Auf dem Feld arbeiten mein Mann und ich sowie weitere Arbeiter. Ich schalte die Wasserpumpe ein und überprüfe das Tropfbewässerungssystem… Zuhause und auf den Feldern gibt es immer etwas zu tun.

Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie bereuen?

Ich hatte nie die Gelegenheit zu studieren. Meine Eltern haben uns immer klar gemacht, dass zuerst dafür Sorge getragen werden muss, dass das Essen auf den Tisch kommt und alles andere war nachrangig. Gebildete Menschen genießen in der Gesellschaft viel Anerkennung. Deshalb möchte ich in einem anderen Leben studieren und eine bessere Zukunft haben. Ohne Bildung sind wir gefangen.

Salamma mit dem Ochsenkarren


Was ist für Sie das Schlimmste und Beste daran, Bäuerin zu sein?

Die Hitze und die körperliche Arbeit sind am schlimmsten. Das habe ich mein ganzes Leben lang gemacht und jetzt, wo ich älter werde, spüre ich das.

Das Beste ist das Selbstvertrauen, das ich als Besitzerin von zwei Hektar Land und einem Ochsenkarren habe. Ich habe keine Angst vor Männern. Das habe ich zum Teil auch der Unterstützung zu verdanken, die ich im Frauen-Sangham erhalten habe. Sich anderen Frauen anzuschließen, die Probleme und Freuden zu teilen, gibt einem die Kraft, alle Probleme zu überwinden! Es ist sehr wichtig, dass Frauen das Haus verlassen, arbeiten und ein eigenes Einkommen haben. Wir müssen unabhängig sein.

Text: Aina Valldaura, Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland

 



 




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