Snow

Beitragsserie: Den Menschen im Kampf gegen COVID-19 eine Stimme geben


July 26, 2020    VFS

 

Den Menschen im Kampf gegen COVID-19 eine Stimme geben – 3. Teil

In den letzten drei Monaten hat sich unser Stiftungs-Krankenhaus in Bathalapalli einen besonderen Platz in den Herzen von Hunderten Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen verdient, die hier wegen COVID-19 behandelt wurden.

Wir wollen die Menschen zur Wort kommen lassen, die sich für den Kampf gegen die Auswirkungen von COVID-19 einsetzen und geben ihnen in unserer Beitragsserie wöchentlich eine Stimme.

Bharati – eine Krankenschwester mit mehr als 6 Jahren Erfahrung auf der Intensivstation – ist für Patienten der Stufe 2 mit mäßigen und schweren Symptomen zuständig. Sie erinnert sich lebhaft an die ersten Tage des COVID-19-Dienstes. “Ich hatte schreckliche Angst. Ich dachte, ich könnte es nicht tun. Als ich zum ersten Mal die Schutzausrüstung und die Maske trug, wurde mir schwindelig und ich weinte. Wie hätte ich damit arbeiten sollen? Ich konnte nicht atmen”, erinnert sie sich.

Nach mehr als drei Monaten Dienst im COVID-19-Zentrum des Stiftungs-Krankenhauses hat Bharati Vertrauen gewonnen. “Ich fühle mich glücklich, das zu tun, was ich tue. Die meisten der COVID-19-Patienten haben viel durchgemacht. Sie kämpfen nicht nur gegen das Virus, sondern auch gegen die Stigmatisierung und Diskriminierung durch die Gesellschaft. Einige von ihnen haben Angst davor, nach ihrer Entlassung in ihre Dorfgemeinschaft zurückzukehren. Sie sind sehr dankbar, und das spornt mich an, weiter zu arbeiten”, sagt sie.

Im Kampf gegen das andere Virus: Stigmatisierung und Diskriminierung

Bharati hat jedoch ihren eigenen Kampf zu führen, den sie zusammen mit ihrer Familie ausfechten muss: “Meine Mutter ruft mich jeden Tag nach meiner Schicht an und bittet mich, nach Hause zurückzukommen. Sie weint. Ich bin traurig, aber ich kann jetzt einfach nicht gehen. Ich werde hier gebraucht.”

Seit Beginn des Ausbruchs sind viele Berichte über Drohungen gegenüber Mitarbeitende des Gesundheitssektors erschienen. Das Personal des Stiftungs-Krankenhauses in Bathalapalli, das in den umliegenden Dörfern lebt, hat diese Drohungen am eigenen Leib erfahren. “Meine Nachbarn drohten mir, dass ich nicht im Dorf bleiben könne, wenn ich weiterhin im Krankenhaus arbeite”, erklärt Mallesh, der seit 14 Jahren in Bathalapalli als Hilfspersonal tätig ist.

“Es war sehr hart für mich. Am selben Tag, an dem das Krankenhaus zum COVID-19-Zentrum ernannt wurde, kündigten viele meiner Kollegen aus Angst vor dem Virus und unter dem Druck der Familie. Meine Nachbarn drohten damit, meine Familie und mich aus dem Haus zu werfen, sollte ich weiterhin im Krankenhaus arbeiten. Meine ganze Welt war erschüttert”, erinnert er sich.

Das Regional-Team der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) und Regierungsangestellte handelten sofort und führten gemeinsam in den umliegenden Dörfern Aufklärungsarbeit durch. “Das Stiftungs-Krankenhaus in Bathalapalli war schon immer der Stolz der Region, und dann änderte sich plötzlich alles”, erklärt Moncho Ferrer – Programmdirektor der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) – der die betroffenen Dörfer in den ersten Wochen mehrmals besuchte. “Wir boten auch allen Krankenhausmitarbeitenden eine Unterkunft an, die wegen des Stigmas Angst hatten, in ihre Heimat zurückzukehren”, fügt er hinzu.

Mit der Unterstützung des Regional-Teams der Stiftung überzeugte Mallesh seine Nachbarn. Heute lebt er mit seiner Familie im selben Haus. Er hat jedoch das Gefühl, dass die Menschen ihn meiden und die Richtung ändern, wenn sie ihn sehen. “Ich trage meine Arbeitskleidung nicht, bis ich das Krankenhaus erreiche, sonst starren mich die Leute an. Zum Glück unterstützt mich meine Familie, aber viele meiner Kollegen mussten aufgrund des familiären Drucks kündigen”, schließt er, bevor er sich auf seine Schicht vorbereitet.

In den nächsten zwei Stunden wird Mallesh seine Schutzkleidung ununterbrochen tragen müssen. “Die Schutzkleidung besteht aus Kunststoff, und während wir sie tragen, können wir keine Pausen einlegen, weder auf die Toilette gehen noch unseren Schweiß abwischen”, erklärt er. Heute hat die Temperatur 40 Grad Celsius erreicht und wird in den nächsten Tagen noch weiter ansteigen.

Ihre Hilfe rettet Leben! Die Corona-Hilfe ist die aktuellste und drängendste Herausforderung, der wir uns zurzeit widmen. Bitte unterstützen Sie uns bei unseren Soforthilfe-Maßnahmen und lindern Sie die Not der Ärmsten der Armen: www.vfstiftung.de/spenden

Originaltext: Aina Valldaura, Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland



 




Wir arbeiten daran, die Lebensqualität
für alle zu verbessern

Alleine können wir das nicht schaffen,
aber gemeinsam sind wir erfolgreich.

© RDT