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Interview: Jens Nowotny spricht mit Dr. Andrea Rudolph über seinen Besuch der Sports Academy der Vicente Ferrer Stiftung


Dezember 17, 2019    VFS

 

Herr Nowotny erst einmal herzlichen Dank, dass Sie sich heute Zeit für dieses Gespräch nehmen. Sie sind sozial sehr engagiert und auch ehrenamtlich in verschiedenen Stiftungen und Vereinen tätig. Wie sind Sie auf die Vicente Ferrer Stiftung aufmerksam geworden?

Das war tatsächlich erst vor Ort in Indien, als wir auf Geschäftsreise unter anderem die Sport-Akademie von Anantapur besucht haben. Erst im Laufe der Gespräche mit den Mitarbeitern kam die Information, dass die Akademie von der Vicente Ferrer Stiftung komplett getragen wird. Es ist schon beachtlich, dieses Riesengelände zu sehen und die vielen Möglichkeiten, die Kindern und Jugendlichen dort gegeben werden. Da ist uns dann auch bewusst geworden, wie sehr die Akademie sozialen Halt geben kann und wie wichtig es ist, dass sie gefördert wird.

Die Anantapur Sports Academy der Vicente Ferrer Stiftung verfügt über 155 Sportstätten, in denen mehr als 10.000 junge Menschen wöchentlich Sport machen können. Wie war Ihr erster Eindruck vor Ort?

Als wir morgens um 6:00 Uhr ankamen, war dort schon reger Betrieb, die Leute meinten sogar, dass es normalerweise schon um 5:30 losgehe. Wir sind schnell ins Gespräch mit den Menschen gekommen. Dort haben Tausende von Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Ohne Restriktionen kann man frei wählen, was man machen möchte. Wichtig ist gerade der soziale Aspekt: Man ist in einer Gemeinschaft, hat zusammen Spaß und lernt natürlich auch Regeln, so wie es im Sport üblich ist. Es hat mich begeistert, was dort aufgebaut wurde. Ich habe mich auch intensiv mit den Trainern und Angestellten ausgetauscht, zum Beispiel bei dem Meisterschaftsspiel der U-18 Finalrunde der 6. Anantapur Football League. Letztendlich braucht man nur in die Gesichter der Mädchen und Jungen dort zu schauen, um zu wissen, dass die Akademie eine absolute Top-Einrichtung ist.

 

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht Sport, insbesondere Fußball, bei der Entwicklung der Kinder in benachteiligten Regionen?

In erster Linie ist es immer gut, wenn Kinder und Jugendliche sich austauschen können. Ob es ein Jugendtreff ist oder ein Verein – oder wie hier eine Akademie, das ist zweitrangig. Wichtig ist, dass man einen Ort hat, wo man einfach Kind oder Jugendliche*r sein kann. Und gerade, wenn man wie ich aus dem Mannschaftssport kommt, weiß man um den Wert eines solchen Sports: Man muss sich innerhalb einer Gruppe erst einmal finden, man hat gemeinsame Regeln einzuhalten, man erlebt gemeinsame Erfolge und Niederlagen. Das ist für den sozialen Umgang enorm wichtig. Ich glaube auch, dass durch die gemeinsam verbrachten Stunden und durch kleine Erfolge das Selbstwertgefühl gefördert wird, dass man gefestigter im Umgang mit anderen wird und die Motivation dadurch auch steigt, weiter zum Training zu gehen. Für viele ist es ja auch eine Chance für die Zukunft. Wenn man das alles zusammen nimmt, dann weiß man, dass es enorm wichtig ist, dass es so eine Akademie und auch die Stiftung gibt, die so etwas unterstützt.

 

Sie haben in einem Interview vor einigen Monaten gesagt, dass es Ihnen immer wieder Spaß macht, zu sehen, welch große Dinge sich bei Kindern mit kleinem Aufwand erreichen lassen. Manchmal bewirke ja die reine Präsenz ein Lächeln bei Kindern, die sonst nur wenig zu lachen haben. Wie haben Sie die Kinder vor Ort erlebt?

Ich habe die Kinder in der Sports Academy unbeschwert erlebt und hatte den Eindruck, dass sie gern da sind. Dann, während des Trainings habe ich sie absolut fokussiert erlebt. Sie haben die Übungen, die von den Trainern vorgegeben wurden, optimal umgesetzt und haben Spaß gehabt – das sieht man dann meistens in dem Enthusiasmus, wenn es darum geht, den Ball zu erobern. Auf die Konzentration bei den einzelnen Übungen wurde sehr viel Wert gelegt und die Kinder waren hungrig nach Wissen und hungrig nach eigenen Erfolgen. Es war absolut top, was wir dort gesehen haben. Es gibt ja auch noch andere Sportarten dort wie Cricket, Hockey, Volleyball, Tennis und viele andere. Ganz generell war ich war beeindruckt von der Ernsthaftigkeit bei den Übungen. Das ist nicht einfach nur ein lockeres Sozialprojekt, sondern es steckt auch der Gedanke dahinter, dass man den Sport ernsthaft betreibt und dass etwas Sinnvolles für die Kinder und Jugendlichen dort erreicht werden soll, damit sie eine bessere Zukunft haben.

 

Mit dem heutigen Interview unterstützen Sie die Stiftung und helfen ihr, bekannter zu werden. Die Vicente Ferrer Stiftung ist in den Bereichen Gesundheit, Inklusion, Bildung, Sport, Frauenförderung, Infrastruktur und Landwirtschaft aktiv. Wie könnten Sie sich vorstellen, sich als Person des öffentlichen Lebens gemeinsam mit der Stiftung zu engagieren?

Für mich ist es immer interessant, wenn es in einem sozialen Projekt um Kinder und Jugendliche geht. Wenn man mit Präsenz was bewirken kann, ist immer etwas gewonnen. Ich könnte mir vorstellen, die Arbeit der Stiftung projektbezogen zu unterstützen.

 

Was ist der nachhaltigste Eindruck, den Sie auf dieser Reise gewonnen haben?

Nachhaltig beeindruckt hat mich vor allen Dingen, die Menge an Kindern und Jugendlichen zu sehen, denen die Möglichkeit geboten wird, sich in einer sicheren, ruhigen Umgebung zu entfalten. Und es ist ganz egal, ob man in Indien oder in Deutschland oder in Amerika Fußball spielt, man freut sich über die gleichen Dinge – übrigens nicht nur beim Fußball, sondern egal bei welchem Sport.

Herr Nowotny, vielen Dank für dieses Gespräch.



 




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