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Eine Familie am Abgrund


August 25, 2021    VFS

 

Ramda und Subadramma mussten schon viele Schicksalsschläge in ihrem Leben verkraften. Die Corona-Pandemie hat die ohnehin schon schwierige Situation der kleinen Familie aus Südindien auf eine harte Probe gestellt.

Es begann vor 15 Jahren, als der Familienvater Ramda unglücklich stürzte. Seitdem sitz er im Rollstuhl. „Die Ärzte sagten uns, dass mein Mann ohne Hilfe nicht mehr gehen könne. Wir wussten nicht, wie wir nun unseren Lebensunterhalt bestreiten sollten,” erinnert sich Subadramma. Denn auch sie ist nach einem Unfall arbeitsunfähig und muss mit starken Schmerzen im Rücken und in den Knien leben.

Fortan verdienten sich Ramda und Subadramma ihren Lebensunterhalt, indem sie im nah gelegenen Hindu-Tempel um Almosen bitten. Doch während der ersten und zweiten Corona-Welle konnten sie auch das nicht mehr tun. Die Familie wusste nicht mehr weiter.

Ende März 2021 machte sich das Paar wie jeden Tag auf den Weg zum Tempel. „Als unsere Nachbarn uns sahen, rannten sie zu uns, und warnten uns davor, zum Tempel gehen“, erklärt Subadramma. Sie hatten die Warnungen im Fernsehen und Zeitungen vor dem tödlichen Anstieg der COVID-19-Fälle gesehen. Ramdas gesteht, dass er anfänglich trotzdem in den Tempel gehen wollte, weil die Tempelbesucher ihnen dort nicht nur ein paar Rupien gaben, sondern ihnen auch Essen und Kleidung brachten.

Nicht zum Tempel zu gehen, bedeutet auch, dass sie nur den Lohn ihrer 16-jährigen Tochter haben, die vier Tage die Woche in einer Ziegelei arbeitet. Am Ende sind sie aus Angst um ihre Gesundheit nicht zum Tempel gegangen. „Wir haben uns entschieden, zu Hause zu bleiben. Auch, wenn das Geld meiner Tochter nicht ausreicht, werden wir wenigstens nicht an dem Virus sterben“, sagt Ramdas.

Das Paar dankte den Göttern, dass in der 2. Corona-Welle 2021 kein Lockdown ausgerufen wurde.

Totaler Lockdown im Frühjahr 2020 – Keine Perspektive für Tagelöhner

Die Zeit während des Lockdowns im Frühjahr 2020 war sehr schwierig „Wir konnten das Haus nicht verlassen, wir konnten nicht in den Tempel gehen und meine Tochter konnte nicht arbeiten“, erinnert sich Subadramma mit Tränen in den Augen. Als in der Nacht zum 24. März 2020 in Indien der totale Lockdown verkündet wurde, gingen der Familie die Optionen aus. Sie wussten nicht, wie sie Geld für Essen am nächsten Tag verdienen sollten. Ramda und Subadramma sind, wie 195 Millionen Menschen in Indien, Tagelöhner, die nur von dem Geld leben, was sie am Tag verdienen.

Kostenlose Mahlzeiten: Die Corona-Soforthilfe der Vicente Ferrer Stiftung

„Dank des Essens, das wir von der Stiftung erhalten haben, haben wir überlebt“, sagt Ramdas mit sanfter Stimme und hebt hervor, wie viel Essen sie bekommen haben. „Sie gaben uns drei Mahlzeiten am Tag. Drei! Frühstück, Mittag- und Abendessen, eine Portion für jeden von uns“, erzählt er immer noch fast ungläubig. Die Vicente Ferrer Stiftung hat in den Zeiten der höchsten Not über 3 Monate mehrere Tausend Mahlzeiten täglich gekocht und an Bedürftige verteilt.

Ramda und Subadramma sind froh, dass während der zweiten Welle 2021 in Indien auf einen totalen Lockdown verzichtet wurde und es „nur“ Ausgangsbeschränkungen gab. Das hat Tausenden von Familien in Indien die Angst vor dem Hunger erspart, dürfte aber gleichzeitig einer der Gründe dafür gewesen sein, dass Indien so verheerend von der zweiten COVID-19-Welle getroffen wurde.

 

Text: Aina Valldaura    Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung Deutschland



 




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