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Eine Chance auf Entwicklung für Kinder mit Down-Syndrom


Juli 12, 2022    VFS

 

Durch das Gemurmel der Kinder ertönt ein lautes Lachen. Es ist das Lachen der 11-jährigen Lahari, die seit 2019 im Lern-Wohn-Zentrum der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) für Kinder mit geistiger Behinderung lebt. Sie lacht ihren Lehrer vergnügt an und beugt sich wieder über ihr Lernspiel, das ihr hilft, ihre Hand-Augen-Koordination zu verbessern. Wie viele andere Kinder im Wohn-Lern-Zentrum hat auch Lahari Trisomie 21, eine genetische Störung, die auch als Down-Syndrom bekannt ist.

Laut Census von 2011 weisen 7,8 Millionen Kinder und Jugendliche von 0 bis 19 Jahren eine gesetzlich anerkannte Behinderung oder psychische Erkrankung auf. 25 % von ihnen sind zwischen vier bis neun Jahre alt. Die tatsächliche Zahl von Kindern mit Behinderung dürfte aber deutlich höher liegen, da bei vielen Kindern die Behinderung nicht offiziell diagnostiziert wird und nicht alle Betroffenen Zugang zu einem rechtlichen Anerkennungsverfahren haben.

Trotz des verfassungsmäßigen Auftrags, dass Kinder mit Behinderung ein Recht auf Schulbildung bis zur Vollendung ihres 14. Lebensjahres haben, wird dieses Rechtes nur schleppend umgesetzt. 90 % der Kinder mit Behinderung erhalten keine Schulbildung.

Lahari ist das erste Kind von Nagabushan und Dhanalakshmi. Ihre Eltern sorgten sich, weil Laharai mit 3 Jahren noch nicht sprechen konnte. Daher suchten sie den Kinderarzt im Krankenhaus der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) auf. Dort wurde bei Lahari Trisomie 21 diagnostiziert. „Es war ein Schock für uns zu erfahren, dass sie das Down-Syndrom hat. Sie war unser erstgeborenes Kind, es war, als fallen wir in ein tiefes Loch“, sagt Nagabushan.

In der Nähe ihres Wohnortes gibt es keine Bildungseinrichtungen für Kinder mit geistiger Behinderung und so vergingen weitere zwei Jahre in denen Lahari kaum Fortschritte machte. In ihrer Verzweiflung wandten sich Nagabhushan und Dhanalaksmi an die Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT). So erfuhren sie von dem Lern-Wohn-Zentrum für Kinder mit geistiger Behinderung in Bukkarayasamudhram und entschieden sich Lahari dorthin zu schicken, damit sie bestmöglich gefördert werden kann.

Auch die 12-jährige Vandana hat Trisomie 21. Ihre Eltern, Nagamani und Krishna, waren anfangs von der Diagnose überfordert: „Mein Mann und ich sind Tagelöhner. Wir wussten nichts über Trisomie 21 und wie wir damit umgehen sollten“, erzählt Nagamani.

Das nächste öffentliche Therapiezentrum, in dem Vandana Förderung erhalten könnte, liegt zu weit vom Wohnort der Familie entfernt. „Um Vandana zum nächsten Therapiezentrum zu bringen, hätten wir täglich 16 Kilometer zurücklegen müssen. Aber mein Mann und ich müssen arbeiten, um Essen für unsere Familie zu verdienen, daher ist es für uns unmöglich gewesen, sie ins Zentrum zu bringen. Es können auch keine Kinder in dem öffentlichen Therapiezentrum wohnen, daher waren wir gezwungen, sie zu Hause zu behalten“, sagt Nagamani.

Nachdem die Familie von dem Lern-Wohn-Zentrum der Stiftung für Kinder mit geistiger Behinderung hörte, meldeten sie Vandana dort an. Sie ist heute im gleichen Wohn-Zentrum wie Lahari. Imtiaz, der Leiter des Lern-Wohn-Zentrums, erzählt, wie wichtig es ist, die Aufmerksamkeitsfähigkeit der Kinder zu trainieren. So können sie neue Fertigkeiten erlernen. Je nach Schwere der Behinderung erlernen die Kinder im Lern-Wohn-Zentrum unterschiedliche Fähigkeiten, die sie dazu befähigen sollen, ihren Alltag möglichst selbstständig zu bewältigen.

Aufenthalte zu Hause sind ebenfalls Teil der Therapie. „Regelmäßige Interaktion mit Familie und Freunden verbessert den Zustand der Kinder“, sagt Imtiaz. „Wir ermutigen die Eltern ihre Kinder auch zu Familienfeiern und anderen sozialen Zusammenkünften mitzunehmen. So wird die Sichtbarkeit von Menschen mit geistiger Behinderung erhöht, was wichtig für eine bessere Integration in die Gesellschaft ist“, fügt er hinzu.

„Die Leute reden hinter unserem Rücken über uns. Es ist sehr verletzend, aber wir haben uns im Laufe der Jahre daran gewöhnt“, sagt Nagamani, die Mutter von Vandana. „Aber egal, was die Leute sagen, ich bin immer glücklich, wenn Vandana nach Hause kommt. Wir sehen, welche Fortschritte sie macht. Sie kann sich jetzt schon allein waschen und anziehen.“

Auch Laharis Eltern haben gelernt, mit der Behinderung ihrer Tochter umzugehen. „Ich liebe meine Tochter, so wie sie ist. Jedes Kind verdient Liebe, Respekt und Würde“, sagt Nagabhushan.

Die Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) betreibt derzeit insgesamt 15 Einrichtungen für Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung in Indien.

 

Text: Ernest Abhishek Paul     Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland



 




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