Adinarayana und Narasamma kommen aus Basampalli, einem Dorf im südindischen Bezirk Anantapur. Hinter der Familie liegt ein langer steiniger Weg vom Kampf um die tägliche Mahlzeit bis zu einem Leben mit einem geregelten Einkommen, einem eigenen Haus und mehr Sicherheit. Heute blicken sie gemeinsam mit Stolz auf ihre Reise zurück: „Es war eine lange Reise, aber nun stehen wir auf der Sonnenseite des Lebens.“
1. Wie war die Situation auf eurem Feld früher?
Wir bauten Erdnüsse an und waren auf Regen für die Bewässerung angewiesen. So ging es 20 Jahre lang. Dann startete die Vicente Ferrer Stiftung das Regenwassernutzungs-Projekt in unserem Dorf. Ich erhielt außerdem Mangosetzlinge, um meine Erträge zu diversifizieren. Das war vor 18 Jahren. Ich habe versucht, die Pflanzen am Leben zu halten, indem ich sie mit Wasser aus Tontöpfen bewässerte, aber nicht viele Pflanzen haben überlebt.
8 Jahre später kamen wieder Mitarbeiter der Stiftung in unser Dorf und erkannten uns. Wir erzählten ihnen von der Wasserknappheit, die uns zu schaffen machte. Die Stiftung unterstütze uns daraufhin mit einem Tropfbewässerungssystem mit Solarpumpenset. Wir haben uns mit RS. 15,000 (knapp 200 Euro) an den Anschaffungskosten beteiligt und das Brunnenloch auf unserem Feld gegraben. Dann begannen wir mit dem Anbau von Limetten, Mangos und Sapote. Die drei unterschiedlichen Obstkulturen sorgen für sichere Erträge im ganzen Jahr. Jetzt ist die Ernte großartig und wir haben ein gutes Einkommen.
2. Hat die Unterstützung Ihr Leben verändert?
Ja, auf jeden Fall. Durch die Tropfbewässerung mit den Sonnenkollektoren müssen wir die Pflanzen nicht mehr mühevoll mit Tontöpfen gießen. Jetzt schalte ich einfach nur den Motor ein. Das erleichtert unsere Arbeit sehr Früher mussten wir auch als Tagelöhner auf anderen Feldern arbeiten und wurden dort von den Grundbesitzern oft misshandelt. Wir hatten auch Ochsen und einen Karren, den wir vermieteten. Jetzt sind wir selbständiger und können sogar eigene Arbeiter auf unserem Feld beschäftigen.
3. Wie haben sich Ihre Lebensbedingungen sonst verbessert?
Früher haben wir in einer Lehmhütte gehaust, heute bauen wir unser eigenes Haus aus Stein im Dorf. Das war ein großer Traum von uns, den wir uns nun endlich erfüllen können. Unsere Kinder wurden durch Bildungs-Projekte der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) unterstützt. So konnte mein ältester Sohn ein Ingenieur-Studium absolvieren und jetzt als Ingenieur arbeiten. Mein zweiter Sohn bereitet sich gerade auf seinen Abschluss vor und arbeitet vorübergehend als Elektriker.
4. Wie war Ihre Kindheit?
Unsere Kindheit bestand aus Arbeit. Unsere Eltern brachten Essen von den Feldern mit auf denen sie arbeiteten, aber an manchen Tagen gab es nichts und wir blieben hungrig. Heute können wir unser Leben wirklich genießen.
5. Was ist jetzt das Wichtigste in Ihrem Leben?
Wenn wir sehen, wie es unserem Sohn mit seiner Arbeit und seiner Familie geht, sind wir sehr glücklich. Sowohl mein Sohn als auch meine Schwiegertochter sind auf dem gleichen Gebiet tätig. Wir freuen uns über unsere Kinder und Enkelkinder und möchten, dass sie im Leben vorankommen. Das ist der wahre Reichtum in unserem Leben.
6. Was bedeutet die Vicente Ferrer Stiftung für Sie?
Die Stiftung kam zuerst mit Bildungs-Projekten in unser Dorf. Einige Dorfbewohner erfuhren, dass die Vicente Ferrer Stiftung in unserem Nachbardorf Kanumpalli ein Bewässerungs-Projekt gestartet hat. Daraufhin wandte sich unser Dorf an die Stiftung und bat sie, das Hilfsprojekt auch in unserem Dorf zu ermöglichen. Die Stiftung hat dann gemeinsam mit uns ein Versickerungsbecken gebaut, Gartenbau-Projekte durchgeführt sowie Tropfbewässerung mit Solarpumpen eingeführt. Außerdem hat sie viele Menschen im Dorf beim Bau eigener Häuser unterstützt. Die Stiftung hat uns immer den Rat gegeben, dass wir alle unsere Unterschiede vergessen und zusammenarbeiten sollten. Das haben wir in unserem Dorf stets beherzigt.
Text: Aina Valldaura, Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung Deutschland