„Wenn du gelernt hast zu lesen, wirst du für immer frei sein“. Dieses Zitat von Frederick Douglass verdeutlicht die Bedeutung von Lesen für den Menschen. Lesen ist von grundlegender Wichtigkeit und eine Voraussetzung dafür, das eigene Leben selbstbestimmt leben zu können. Leider gibt es Millionen von Menschen in Indien, die nicht lesen und schreiben können.
Der jährliche indische Bildungsbericht 2018 enthüllte eine alarmierende Lernkrise in Indien. Nur etwa ein Viertel der Drittklässler kann fließend lesen. Rund 25% der Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren können nicht auf dem Niveau eines Zweitklässlers lesen. Im Weltentwicklungsbericht von 2018 wird darauf hingewiesen, dass Bildung ernst genommen werden und zu einer Priorität gemacht werden muss, um Fortschritte bei der Lösung der Lernkrise zu erreichen.
Um ihren Teil zur Bewältigung der Krise beizutragen, hat die Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) eine mobile Bibliothek (Sanchara Grandhalayam) entwickelt. Die Initiative soll das regelmäßige Lesen fördern und einen Zugang zu Büchern ermöglichen.
Die mobile Bibliothek, die von Anne Ferrer, der Präsidentin der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT), eingeweiht wurde, befindet sich in einem umgebauten Kleinbus. Dort gibt es knapp 4.000 Bücher für Kinder und Erwachsene quer durch alle Genres. Ein Soundsystem sowie ein Fernseher und Tablets, für die Nutzung von Hörbüchern, zählen ebenfalls zur Ausstattung.
„Die Idee der mobilen Bibliothek entstand vor einem Jahr, als eine Gruppe von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, die sich ehrenamtlich für die Fundación Vicente Ferrer (FVF) in Spanien engagieren, darüber nachdachte, Bibliotheken in ländlichen Regionen in Anantapur einzurichten.“ Anfangs wurden 250-300 Bücher in den Dörfern verteilt. Bei ihrem nächsten Besuch stellten sie die Idee der mobilen Bibliothek vor und es gelang ihnen, genug Spenden zu sammeln, um die Idee umzusetzen. „So hat alles angefangen“, sagt Chandra Shekhar Naidu, Leiter des Themenfeldes „Bildung“. „Es wurde viel Mühe und harte Arbeit in den Entwurf und Umbau des Busses gesteckt, um möglichst viele Bücher unterzubringen. Eine Gruppe von Freiwilligen mit Hörbehinderung haben dabei zu einem großen Anteil am Gelingen des Vorhabens beigetragen“, fügt er hinzu.
Der Bus wird nun jeden Tag in zwei neue Dörfer gebracht und vor den Schulen platziert, um möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Die Bücher können ausgeliehen und mit nach Hause genommen werden, die Bibliothekarinnen und Bibliothekare der mobilen Bibliothek unterstützen die Besucherinnen und Besucher auch gern beim Lesen vor Ort.
Die mobile Bibliothek ermöglicht Kindern aus ländlichen Regionen den Zugang zu Büchern und gibt ihnen die Möglichkeit, regelmäßig zu lesen.
Text: Harshitha Pudota, Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland