Das Krankenhaus der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) in Bathalapalli wurde 2000 eröffnet und drei Jahre später nahm die Blutbank ihren Betrieb auf. Die größte Herausforderung für die Blutbank bestand darin, die Menschen in der ländlichen Region davon zu überzeugen, dass sie dabei helfen konnten, Leben zu retten.
„Ich habe Blut gespendet, um den Menschen zu helfen, die es brauchen. Es kostet mich nichts und ich kann etwas für die Gemeinschaft tun.“ Das ist Tarakeshwars Antwort, als er gefragt wird, warum er zum Blut spenden gekommen ist. Der 21-jährige Student hat zum ersten Mal bei einer Veranstaltung an seiner Universität von der Blutbank gehört und hat seitdem bereits viermal gespendet. „Früher wusste ich nichts über das Blutspenden. Jetzt erzähle ich allen meinen Freunden, dass man damit Gutes tun kann.“
In einer Region wie Anantapur, wo Anämie ein großes Problem für Frauen ist und zu überdurchschnittlich vielen Risikoschwangerschaften führt, ist der Blutbedarf zwangsläufig sehr hoch. „Derzeit erhalten wir rund 6.500 Spenden pro Jahr, diese decken aber nur den Bedarf unseres Krankenhauses. Wir müssten die Menge verdoppeln, um andere Krankenhäuser, die Blut benötigen, zu versorgen“, sagt Phani Kishore, die seit dem Beginn des Hilfsprojekts 2003 als technische Leiterin der Blutbank tätig ist. Die Anzahl an Blutspendern hat sich seit den Anfängen nicht erhöht und es ist schwierig, die Menschen in dieser ländlichen Region im Süden Indiens davon zu überzeugen, Blut zu spenden.
Maria Fornieles, (Mitte) mit einer Krankenschwester (links) und einem Arzt (rechts)
Maria Fornieles, die seit ihrer Gründung für die Blutbank tätig ist, hebt die Bemühungen der Mitarbeitenden, jederzeit die bestmöglichen Gesundheits- und Sicherheitsstandards einzuhalten, hervor. Das Motto der Blutbank lautet „Gesundheit und Sicherheit als Arbeitsmoral“. Sie betont, dass die Blutbank, im Gegensatz zu jeder anderen Blutbank in der Region Anantapur, seit 2011 eine Lizenz zur Verarbeitung von Blutbestandteilen besitzt. „Das bedeutet, dass wir jede Einheit des gespendeten Blutes in ihre verschiedenen Bestandteile aufteilen dürfen, sodass die Patientinnen und Patienten nur die Blutbestandteile erhalten, die sie benötigen, wodurch das Risiko von Komplikationen verringert wird“, sagt sie stolz.
Eine Verpflichtung zu spenden
„In meinem Dorf glauben alle, dass es ihrer Gesundheit Schaden wird, wenn sie Blut spenden. Früher habe auch ich die Menschen vor gesundheitlichen Problemen gewarnt, wenn sie spenden würden“, sagt T. Tirpual, der nach einem Aufklärungsgespräch in seinem Dorf seine Meinung geändert hat. Heute hat er zum zweiten Mal Blut gespendet und sagt: „Das Gespräch war sehr inspirierend. Ich habe von vielen Kindern erfahren, die unter Thalassämie leiden, und habe erkannt, dass wir mit ein bisschen Blut Leben retten können. Deshalb spende ich. “
„Berichte von Spendern und Personen, die Bluttransfusionen erhalten haben, sind der Schlüssel, um ihre Familien und Angehörigen zum Spenden zu motivieren„, erklärt Kishore. „Es gibt viel Unwissenheit darüber, was passiert, wenn man Blut spendet, und viele Familien haben Angst davor.“
Dass besonders wenige Frauen Blut spenden ist auffällig, es gibt aber einen einfachen Grund dafür: Viele Frauen sind nicht gesund genug, um zu spenden. Die Krankenschwester Jagadha, die seit 16 Jahren im Bathalapalli Krankenhaus arbeitet, erklärt: „Viele junge Mädchen kommen, um zu spenden, liegen aber entweder unter dem Mindestgewicht von 50 kg oder unter dem Mindesthämoglobinwert von 12,5 g/dl.“
Nach Angaben des Ministeriums für Gesundheit und Familienfürsorge in Andhra Pradesh gab es 2017 fast 460.000 Blutspenden, nur 54% der von der WHO empfohlenen Anzahl. Mit Blick auf diese Zahlen erweisen sich die Bemühungen der Blutbank, die Zahl der Spender zu erhöhen, als notwendiger denn je. Phani Kishore fasst es perfekt zusammen: „Wenn sie einmal spenden, werden sie es wieder tun.“
Text: VFF USA, Übersetzung: Vicente Ferrer in Stiftung