In Indien gibt es laut offiziellen Angaben mehr als 44 Millionen Witwen. Eine Witwe zu sein ist in Indien mit einer großen Stigmatisierung verbunden, die Frauen leiden oft doppelt: unter dem Verlust ihres Ehemannes und sozialer Isolation.
Mit einem Netzwerk von Selbsthilfegruppen (Sanghams), in denen aktuell ca. 93.000 Frauen aktiv sind, arbeitet die Vicente Ferrer Stiftung seit Jahrzehnten daran, die Lebensbedingungen von Frauen und insbesondere von Witwen in Indien zu verbessern. Witwen, die finanziell oft vom Einkommen ihres Ehepartners abhängig waren, erhalten von der Stiftung über die Sanghams Unterstützung, um finanziell unabhängig zu werden. Des Weiteren erhalten sie Nahrungsmittelhilfen. Von 2019 bis 2020 konnten so 2.365 Witwen in unserem Projektgebiet vor dem Hungertod bewahrt werden.
Lakshmi Devi ist eine indische Witwe. Sie hat sich ihrem Schicksal nicht kampflos ergeben und geht die Herausforderungen, die sie als Witwe bewältigen muss, mit viel Mut und Entschlossenheit an. Lakshmi Devi ist entschlossen ihre Stimme zu erheben, um die Stigmatisierung von Witwen zu beenden.
Lakshmi Devi ist erst 31 Jahre alt und bereits seit 13 Jahren Witwe. Ihre Lebensgeschichte hat nichts märchenhaftes, sondern es ist eine Geschichte von Stigmatisierung, Leid, Mut und der Entschlossenheit, ihr eigenes Leben selbstbestimmt zu leben. Lakshmi wurde mit 13 Jahren verheiratet und konnte nicht einmal ihre Schulbildung abschließen. Fünf Jahre nach der Heirat starb ihr Mann bei einem Autorikscha-Unfall. Von einem auf den anderen Tag war sie ohne Einkommen und mit zwei kleinen Kindern auf sich allein gestellt.
Als Lakshmi Witwe wurde, hatte sie keine Vorstellung davon, was das für sie bedeutete. Nach dem Tod ihres Mannes wurde sie gezwungen, drei Monate lang das Haus nicht zu verlassen. Sie litt sehr unter der Situation, aber blieb im Haus, sodass sie von anderen nicht gesehen werden konnte. In Indien ist es ein weit verbreiteter Aberglaube, dass es Unglück bringt, eine Witwe auch nur anzusehen.
Wenn eine Witwe Lebensmittel berührt, dann verderben sie – so das Stigma in Indien. So wurde Lakshmi davon abgehalten, auf Märkten oder in Supermärkten Lebensmittel zu kaufen. Ohne die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen, wurde sie immer schwächer. Glücklicherweise erhielt sie Unterstützung von ihrer Schwester, die sich um sie kümmerte, und sie mit Essen versorgte.
Einige Zeit nach dem Tod ihres Mannes traf Lakshmi ihren Onkel beim Feuerholzholen. Doch ihr Onkel ignorierte sie und würdigte sie keines Blickes. Lakshmi war am Boden zerstört: „Ich war untröstlich, als ich sah, wie sich selbst mein Onkel von mir abwandte.“
„Auch 13 Jahre nachdem ich Witwe wurde, werde ich immer noch misstrauisch beäugt, wenn ich Lebensmittel einkaufe. Ich habe die Diskriminierung der Gesellschaft satt. Ich verstehe nicht, warum es meine Schuld sein soll, dass mein Mann gestorben ist. Warum werde ich bestraft? Warum werde ich nicht wie ein Mensch behandelt?“
„Die ersten Jahre waren sehr hart für mich. Es gab Zeiten, in denen ich nicht weiterleben wollte, aber wegen meiner Kinder machte ich weiter. Ich hatte nie jemandem erzählt, was ich alles durchgemacht habe. Den Aberglauben über Witwen gibt es seit Generationen und er bestimmt immer noch das Handeln der Menschen. Wie kann eine Frau für den Tod ihres Mannes verantwortlich sein? Warum gilt sie als Täterin?“
Nach Jahren des Schweigens nahm Lakshmi an Sensibilisierungsveranstaltungen der Stiftung für Witwen teil. „Die von der Stiftung organisierten Veranstaltungen haben mir auf meinem Weg geholfen. Ich habe auch andere Frauen wie mich kennengelernt. Es fühlte sich gut an, verstanden zu werden. Ich habe durch die Stiftung Selbstvertrauen gewonnen und leite heute einen Sangham. Ich möchte die anderen Frauen im Sangham auf die Probleme von Witwen aufmerksam machen.“
„Es ist für mich unvorstellbar, was meine Mutter all die Jahre durchgemacht hat. Sie hat einen langen Weg hinter sich und ich bin stolz auf sie. Von meiner Mutter habe ich gelernt, Witwen zu respektieren. Ich werde sie immer mit Respekt und Würde behandeln.“
„Über die Stigmatisierung zu sprechen, ist der erste Schritt, um sie zu beenden.“ Lakshmi Devi hat sich aus den Zwängen des Stigmas befreit und arbeitet jetzt daran, die Denkweise der Menschen zu ändern, um auch anderen Witwen zu helfen.
Text: Dyuti Khulbe Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung Deutschland
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