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Gheeta: „Unsere Fachschulen sorgen für Chancengleichheit“


August 14, 2019    VFS

 

Vallivedu Gheetanjali „Gheeta“ ist seit der Eröffnung der ersten Fachschule im Jahr 2012 die Leiterin der Fachschulen der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT). Sie hatte vorher schon verschiedene Positionen innerhalb der Stiftung inne, sagt jedoch, dass diese Position „die dankbarste“ ist, da sie den Fortschritt und Erfolg der Schülerinnen und Schüler hautnah miterleben kann. „Die Entwicklung ist innerhalb weniger Monate sichtbar„, fügt sie hinzu.

Die Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) betreibt mittlerweile vier Fachschulen. Mehr als 100 Schülerinnen und Schüler besuchen jedes Jahr die Fachschulen, um eine Fremdsprache zu lernen, ihr Englisch und ihre Soft Skills zu verbessern und so ihr Leben zum Positiven zu verändern.

Gheeta, Leiterin der Fachschule

Warum die Fachschulen der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) gegründet wurden

Vielen Schülerinnen und Schülern fehlen nach dem Schulabschluss häufig die sozialen Kompetenzen und Fähigkeiten, um z.B. ein Vorstellungsgespräch erfolgreich zu führen. Somit haben sie geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als gut vorbereitete Schulabsolventen. Das Hauptziel der vier Fachschulen ist es, die hohe Arbeitslosenquote bei den Schulabgängern und -abgängerinnen aus ländlichen Regionen zu reduzieren. Jungen und Mädchen aus benachteiligten Familien werden bei der Aufnahme in die Fachschulen bevorzugt berücksichtigt.

An den Fachschulen gibt es zwei Ausbildungskurse: einen einjährigen Kurs, in dem Soft Skills, grundlegende Computerkenntnisse, Englisch und eine Fremdsprache der Wahl (Deutsch, Spanisch und Französisch) gelernt werden kann, sowie einen sechs-monatigen Englischkurs, bei dem auch Soft Skills trainiert werden.

Die Wissensvermittlung macht jedoch nur einen Teil des Erfolgs der Fachschulen aus. Maßgeblich soll auch das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler gestärkt werden.

Schüler der Fachschule

Warum gibt es ein Modul, das sich ausschließlich mit Soft Skills befasst?

Wir haben festgestellt, dass es eine der größten Schwächen unserer Schülerinnen und Schüler war, in  einem Vorstellungsgespräch den Gegenüber von sich zu überzeugen. Im Modul „Soft Skills“ bringen wir den Schülerinnen und Schülern nicht nur bei, wie sie das richtige Stellenangebot für sich finden, sondern vermitteln auch, wie sie sich als Bewerberinnen und Bewerber bei einem Vorstellungsgespräch präsentieren müssen. Sie lernen unter anderem, wie sie einen guten Lebenslauf schreiben und was für die Kommunikation am Arbeitsplatz wichtig ist. Einige von unseren Schülerinnen und Schülern sind beispielsweise vor diesen Trainings zu den Vorstellungsgesprächen gegangen, ohne sich die Haare zu kämmen. Gleichzeitig helfen wir, ausdrucksstark in Wort und Schrift zu werden.“

Was erwarten indische Unternehmen von ihren Mitarbeitern?

„Viele Unternehmen suchen Bewerberinnen und Bewerber mit Sprachkenntnissen. Sprachkenntnisse zu erwerben ist für Schülerinnen und Schüler in ländlichen Gebieten schwierig, da es dort wenige bis keine Bildungseinrichtungen gibt, die diese Kenntnisse vermitteln. Daher sind Bewerberinnen und Bewerber vom Land oft im Nachteil im Vergleich zur Konkurrenz aus den Städten, die eher Zugang zu verschiedenen Bildungsangeboten haben. Mit den Fachschulen unterstützen wir die jungen Menschen aus ländlichen Regionen direkt dabei, einen guten Arbeitsplatz zu finden und geben ihnen die gleichen Chancen wie den Absolventinnen und Absolventen aus städtischen Gebieten.

Einen Job in großen Unternehmen zu finden, bedeutet oftmals auch ein höheres Gehalt zu verdienen, als es in den Dörfern oder kleineren Unternehmen möglich wäre. Dies ist ein entscheidender Aspekt in Anbetracht der wirtschaftlichen Situation vieler Menschen auf dem Land.  Somit helfen die Fachschulen nicht nur den Absolventinnen und Absolventen eine gut bezahlte Anstellung zu finden, sondern auch indirekt der Dorfgemeinschaft, da Teile des Gehaltes auch in das Dorf zurückfließen.“

Der letzte Kurs ist gerade zu Ende gegangen und ein neuer Kurs wird bald beginnen. Wie ist das für Sie?

„Das Ende eines akademischen Jahres ist für mich eine große Freude. Einige unserer Absolventinnen und Absolventen finden einen Arbeitsplatz, noch bevor sie die offiziellen Prüfungen abschließen, während es für andere etwas länger dauert. Ein oder zwei Monate nach Abschluss der Fachschule werden 90% von ihnen in großen Städten wie Chennai, Pune, Bangalore oder Hyderabad arbeiten. Und das ist keine Ausnahme, wir sehen es jedes Jahr aufs Neues, seit der ersten Fachschule. Ich könnte nicht stolzer auf sie sein!“

Gheeta mit José Antonio, dem Koordinator der Fachschulen

Text: Barbara Delgado, Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland



 




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