Ein Bericht aus dem COVID-19 Krankenhaus
der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT)
Es war Mitte Juni als Gautami* und ihr Mann die schreckliche Nachricht erhielten, sie hätten sich mit COVID-19 infiziert. Gautami wusste sofort, dass ihnen schwierige Zeiten bevorständen.
Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte, war, wie lang und beschwerlich der Kampf gegen das Virus werden würde. Gautami musste im COVD-19 Krankenhaus der Stiftung behandelt werden und konnte erst nach 52 Tage entlassen werden.
An ihrem letzten Tag im Krankenhaus haben wir Gautami besucht und mit ihr über die schwierige Zeit gesprochen. Auch wenn sie weiterhin teilweise auf ein Beatmungsgerät angewiesen sein wird, kann sie es kaum erwarten, wieder zu Hause bei ihrer Familie zu sein.
Gautami auf Station 2 mit einer Ärztin
Wie ist es Ihnen zu Beginn der COVID-19 Infektion ergangen?
„Alles begann Mitte Juni mit Fieber und nach zwei Tagen wurde ich ins COVID-19 Krankenhaus der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) eingeliefert. Nach kurzer Zeit musste ich wegen Atemproblemen von Station 1 für Infizierte mit leichten Symptomen auf Station 2 für Infizierte mit mittelschweren bis schweren Symptomen verlegt werden. Als sich dann die Sauerstoffsättigung im Blut verschlechterte, wurde ich auf die Intensivstation verlegt, wo ich acht Tage blieb. Die Ärzte haben sich sehr gut um mich gekümmert und meinen Zustand genau überwacht. Nachdem ich die Intensivstation verlassen konnte, wurde ich zurück auf Station 2 verlegt, wo ich heute, am 52. Tag meines Aufenthalts noch immer liege.“
Hat COVID-19 Sie psychisch belastet? Wie stand es um Ihre mentale Gesundheit in dieser Zeit?
„Am Anfang war ich sehr ängstlich und unsicher, weil ich nicht wusste, was geschehen würde. Aber mit der Zeit bin ich zuversichtlicher geworden. Obwohl ich auf der Intensivstation behandelt werden musste, vertraute ich auf das medizinische Team, das mich sehr gut versorgt hat. Sie überprüften meine Werte und meinen Zustand regelmäßig und waren sehr empathisch.“
Gautami bei der Entlassung aus dem Krankenhaus
Was hat Ihnen bei der Bekämpfung des Virus geholfen?
„Die Ratschläge der Ärztinnen und Ärzte zu befolgen ist ebenso wichtig wie die regelmäßige Einnahme von Medikamenten und eine vollwertige Ernährung. Dank der Unterstützung des Krankenhausteams ist mein Zustand jetzt stabil. So war ich in der Lage anderen Infizierten, Zuversicht zu geben. Viele Patientinnen und Patienten mit schweren Symptomen hatten Angst vor dem weiteren Verlauf der Krankheit, aber ich erzählte ihnen, wie es mir ergangen sei und dass es möglich wäre, wieder zu genesen.
Nicht in Panik zu geraten ist wichtig in einer solchen Situation. Das Krankenhauspersonal unterstützte uns und ermutigte uns außerdem, an eine baldige Erholung zu glauben. Das hat mir wirklich geholfen, weil man sich schnell einsam fühlen kann, krank und getrennt von der Familie zu sein. Du musst zuversichtlich sein, dass du diese Krankheit besiegen kannst. Das ist am Wichtigsten.“
Wie ist Ihre Familie damit umgegangen, dass Sie so lange im Krankenhaus waren?
„In den ersten 15 Tagen machte sich meine Familie große Sorgen um mich, weil meine Situation sehr kritisch war. Sie standen in ständigem Kontakt mit dem Krankenhausteam, dass ihnen alle Entwicklungen mitteilte und ihnen Hoffnung gab. Später konnte ich selbst mit ihnen sprechen und sie haben mir Mut gemacht.“
Gautami mit dem medizinischen Personal der Station 2 im COVID-19 Krankenhaus
der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT)
Wie hat ihr Umfeld die Erkrankung mit COVID-19 aufgenommen? Wie ist die Situation jetzt, wo Sie wieder zu Hause sind?
„Als mein Mann und ich positiv getestet wurden, mieden uns unsere Verwandten. Meine Genesung dauerte lange, aber mein Mann konnte nach 15 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden. Kurz danach rief jemand die staatliche Corona-Hotline an und beschwerte sich darüber, dass mein Mann einkaufen gegangen sei, obwohl er ein COVID-19 Patient sei.
Obwohl ich noch Unterstützung beim Atmen benötige, ist mein Zustand gut. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Es fühlt sich gut an, wieder zu Hause zu sein“.
* Name geändert
Text: Felita Viegas Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschand