Das versöhnliche Ende eines schwierigen Jahres an den Fachschulen für Sprachen
„Ich bin glücklich und zufrieden. Die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrenden mussten seit Beginn der Ausgangssperre in Indien viele Hindernisse überwinden, um bis hierher zu kommen“, erklärt Geeta, die Direktorin der Fachschulen für Sprachen der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT). Endlich konnten die Schülerinnen und Schüler, die im März so plötzlich ihre Wohnheime in den Fachschulen verlassen und sich auf den Weg nach Hause machen mussten, ihren Sprachkurs mit einer Prüfung erfolgreich abschließen.
Schülerinnen der Fachschule für Sprachen in Kuderu bei den A1, A2 und B1 Prüfungen
Die Schülerinnen und Schüler, die an den Fachschulen Deutsch-, Französisch- oder Spanischunterricht hatten und ihr Englisch sowie ihre Soft Skills verbesserten, absolvierten ihre Prüfungen am 6., 7. und 8. Juli. „Wir haben genau auf die Einhaltung des Mindestabstands geachtet, um sicherzustellen, dass alle Prüflinge ihre Prüfungen sicher ablegen können. Sie mussten außerdem ihre eigenen Schreibutensilien mitbringen sowie Desinfektionsmittel. Die Tische haben wir im Abstand von 1,5 m aufgestellt“, sagt José Antonio, der Koordinator der Fachschulen für Sprachen der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT).
Die letzten Monate waren ein ständiges Auf und Ab für die 101 Schülerinnen und Schüler der Sprachschulen. Nachdem sie 7 Monate in den Wohnheimen auf den Campus der Sprachschulen verbracht hatten und vor Ort unterrichtet worden sind, mussten sie dann, vom einen auf den anderen Tag, alles hinter sich lassen. Wie an vielen anderen Schulen und Bildungseinrichtungen begann nun die Zeit des Online-Unterrichts, doch das brachte auch einige Probleme mit sich.
“An der Fachschule in Bukkaraya fiel mir das Lernen leicht, weil die Lehrerinnen und Lehrer da waren und ich mit meinen Mitschülerinnen gemeinsam lernen konnte. Zuhause war es viel schwieriger. Viele von uns leben in abgelegenen Dörfern und haben keine oder eine sehr schlechte Internetverbindung. Dass die ganze Familie zu Hause ist, bedeutete auch Störungen während der Unterrichtsstunden“, sagt Usha Rani, die aus einem kleinen Dorf in Kadiri stammt und an der Sprachschule Deutsch gelernt hat. „Mit meinem Handy habe ich auf die Notizen und Schulunterlagen zugegriffen und an den Unterrichtseinheiten teilgenommen. Aber meine Mutter dachte immer, ich würde auf dem Handy nur rumspielen. Ich habe mich so gut es ging auf die Prüfungen vorbereitet, aber es war nicht einfach.“
Die schlechte Internetverbindung war für viele der Schülerinnen und Schüler, die zumeist in kleinen Dörfern in verschiedenen Regionen leben, ein Hindernis. „Der Anfang war sehr schwierig, weil viele Probleme mit dem Internet hatten. Es war ganz anders als der Unterricht an der Sprachschule zuvor und für alle eine neue Situation. Aber nach und nach spielten sich die Lehrkräften und Schülerinnen und Schüler ein“, sagt Geeta.
Srikanth, der nach dem Abschluss seines Maschinenbaustudiums die Sprachschule besuchte, ist sehr froh, dass er die Prüfungen ablegen konnte. „Es war lange unklar, ob es für uns möglich sein würde den Sprachkurs mit den Prüfungen abzuschließen. Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben. Aber dank unserer Lehrerinnen und Lehrer und den Koordinatoren hat es doch noch geklappt.“
Neue Herausfordungen warten
Nach dem Abschluss der Kurse werden sich die Sprachschülerinnen und Sprachschüler nun auf dem Arbeitsmarkt bewerben, eine neue Aufgabe, auf die sich alle freuen. Harshith Gariga erzählt erwartungsvoll: „Ich habe meinen Lebenslauf bereits auf vielen Internetseiten hochgeladen und an Unternehmen geschickt und habe schon positives Feedback bekommen. Ich denke, da draußen gibt es viele Möglichkeiten. Das einzige, was wir brauchen, sind unsere Zertifikate, harte Arbeit und Motivation.“
Auch Geeta ist ähnlich optimistisch: „Wir haben bereits vor der Durchführung der Prüfungen Anfragen von den Personalabteilungen verschiedener Unternehmen erhalten. Ich verschicke viele Lebensläufe von Schülerinnen und Schülern und halte den Kontakt zu den Unternehmen.“
Der Abschluss der Prüfungen ist ein Moment der Freude für alle. Entgegen den Erwartungen vieler, ist das Schuljahr an den Fachschulen für Sprachen wie gewohnt zu Ende gegangen. „Jetzt, wo die Prüfungen abgeschlossen sind, habe ich einerseits ein Gefühl der Freude, aber andererseits auch ein Gefühl der Unsicherheit. Freude, dass wir den Kurs abgeschlossen haben und Unsicherheit darüber, was uns die Zukunft bringen wird in dieser Zeit. Wir haben fest vor, die Anzahl der Schülerinnen und Schüler im nächsten Jahr zu erhöhen, da an den Fachschulen viele Fähigkeiten vermittelt werden, die für die Absolventinnen und Absolventen im ländlichen Indien, mit begrenzten Möglichkeiten und Ressourcen, von entscheidender Bedeutung sind. Wir arbeiten daran, das bestmöglich umzusetzen“, strahlt José Antonio.
Text: Felita Viegas Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland