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„Die Menschen sind vor Angst gestorben“


November 13, 2020    VFS

 

Als Physiotherapeut im Corona-Krankenhaus

Seit September 2015 arbeitet Mohan im Stiftungs-Krankenhaus in Bathalapalli als Physiotherapeut, doch seine Beziehung zu der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) begann schon viel früher. „Ich bin schon als kleiner Junge in die Stiftungsschule in meinem Dorf gegangen und erhielt Unterstützung als Patenkind. Meine Mutter ist noch immer Teil der Sangham-Gruppe (Frauenselbsthilfe-Gruppe) in unserem Dorf und sie lebt zusammen mit meinem Vater in einem schönen, kleinen Haus, das die Stiftung für sie gebaut hat. Und auch mein Sohn wurde im Stiftungs-Krankenhaus in Bathalapalli geboren“, bemerkt er. „Ich komme aus einer sehr armen Familie, aber sowohl meine Familie als auch die Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) haben mich dabei unterstützt, ein Studium zu absolvieren, und heute bin ich hier“, erklärt Mohan stolz.

Obwohl er bereits einige Jahre als Physiotherapeut arbeitet, waren die Erfahrungen, die er in den letzten Monaten während der Corona-Pandemie gemacht hat, schwer zu verarbeiten.

Wie hast Du reagiert, als bekannt wurde, dass das Stiftungs-Krankenhaus in Bathalapalli zum COVID-19 Krankenhaus ernannt wird?

Als erstes dachte ich an meine Frau und unsere beiden Kinder, vier und sieben Jahre alt. Sie umarmen mich immer freudig, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme. Ich machte mir anfangs Sorgen, dass ich meine Familie in Gefahr bringen könnte.

Die Leitung des Stiftungs-Krankenhauses versorgte uns mit umfangreichen Informationen und wir erhielten regelmäßige Schulung über den Umgang mit COVID-19 Patienten. Wir lernten, wie sich das Virus ausbreitet und wie wir unsere Familien und uns selbst schützen und gleichzeitig die bestmögliche Behandlung für unsere Patienten ermöglichen können.

Wie war die Arbeit mit den Patienten im COVID-19 Krankenhaus der Stiftung?

Ich habe mir für jeden Patienten Zeit genommen und immer erst mit den Menschen gesprochen, bevor ich die Übungen mit ihnen begann. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wussten, dass ich ein Physiotherapeut bin. Ich habe sie immer als erstes gefragt, wie es ihnen geht und wie sie sich fühlen. Viele der Patienten haben sich mir geöffnet und von ihren Ängsten und Sorgen berichtet. Ein paar Patienten sagten zu mir: „Ich will nicht sterben.“ Wie sollte ich darauf reagieren?

Ich habe miterlebt, wie sich eine positive Einstellung und psychische Stärke auf die Genesung einer Person auswirkt. Gleichzeitig habe ich gesehen, wie Menschen vor Angst gestorben sind.

Warum bist Du Physiotherapeut geworden?

Als ich ein Kind war, hat sich mein Vater das Bein gebrochen. Er wurde damals nicht von einem Arzt oder in einem Krankenhaus behandelt, meine Familie versorgte ihn mit traditionellen Kräutern. Er erholte sich, aber sein Bein ist nicht wieder richtig zusammengewachsen. Er muss damit für den Rest seines Lebens leben, weil wir damals nicht einmal wussten, dass es so etwas wie Physiotherapie gibt.

Für ihn ist es bereits zu spät, aber wenn meine Arbeit jemand anderem in einer ähnlichen Situation helfen kann, macht mich das froh.

 

Text: Aina Valldaura    Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland



 




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