Vor einem Jahr starteten 28 Chenchu-Frauen aus dem Nallamala-Wald in Indien ein herausforderndes Hilfsprojekt: die Herstellung von umweltfreundlichem Geschirr aus Blättern des in Indien weit verbreiteten Salbaums. Das Hilfsprojekt, welches von der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) und der staatlichen Tribal Development Agency unterstützt wird, hat das Leben der Frauen und ihrer Familien grundlegend verändert.
Chenchu-Frauen vor der Manufaktur für in Indien
Die Chenchu sind ein Stamm von Ureinwohnern, die nach traditioneller Lebensweise in den Wäldern in Indien leben. Bereits vor dem Hilfsprojekt haben die Chenchu versucht, mit dem Handel von Blättern des Salbaums ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Jedoch haben die Zwischenhändler, an die sie die Blätter verkauften, die Unerfahrenheit und das mangelnde Wissen der Chenchu, die zu einem großen Teil Analphabeten sind, ausgenutzt, und nur sehr geringe Preise bezahlt. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Blätter reichten oft nur für den Kauf von Lebensmitteln für ein oder zwei Tage.
„Die Manufaktur ist ein Lichtblick, nicht nur für uns, sondern auch für unsere gesamte Gemeinschaft.“
Bhoomani Nagamma
Die Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) hat bereits vor einigen Jahren begonnen, Kontakt zu den Chenchu aufzunehmen. Vielen Chenchu fehlt es am Zugang zu grundlegender Basisinfrastruktur wie Bildung und Gesundheitsversorgung. Doch der Anfang gestaltete sich schwierig, da die Chenchu sehr misstrauisch waren und anfänglich eine Zusammenarbeit mit der Stiftung ablehnten. Mit kleinen vertrauensbildenden Maßnahmen und Beharrlichkeit gelang es, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Erst danach war es möglich, den Chenchu die dringend benötigte Unterstützung zukommen zu lassen. Die Gründung der Manufaktur zur Herstellung von umweltfreundlichem Geschirr war eine Maßnahme, die die Stiftung umsetzte, um die Frauen in der Gemeinschaft zu stärken und ihnen finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen. Doch bevor der Betrieb der Manufaktur aufgenommen werden konnte, mussten die Frauen auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet werden:
„Zuerst haben wir einen Sangham (eine Frauenselbsthilfegruppe) gegründet und ihn Sri Shakti Sahayaka – die Kraft der Frauen – genannt. Danach eröffneten wir ein Bankkonto und erhielten sechs Monate lang Schulungen zu Themen wie Verkauf und Marketing, aber auch zu Frauenrechten, Geschlechterdiskriminierung und dazu, wie man öffentlich spricht“, erzählt Bhoomani Nagamma.
Frauen bei der Herstellung des Geschirrs (li.), Bhoomani Nagamma präsentiert die fertigen Produkte(re.).
Seit Inbetriebnahme der Manufaktur sind die Frauen die Hauptverdienerinnen in ihren Familien und werden in ihrer Gemeinschaft hoch angesehen. Die hergestellten Teller und Schüsseln sind biologisch abbaubar und werden unter anderem an den Srisailam Tempel verkauft.
Text: Aina Valldaura Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland