Es gibt keinen Ort, an dem Mounika sich wohler fühlt als auf dem Fußballplatz. Die 20-jährige Studentin kommt aus Atmakur, einem Dorf im Südosten Indiens. Die Teilnahme am Fußballtraining der Anantapur Sports Academy (ASA) der Vicente Ferrer Stiftung hat in ihr eine ungeahnte Leidenschaft geweckt und ihr neue Möglichkeiten aufgezeigt.
Als Tochter von Tagelöhnern musste sie viele Hindernisse überwinden, um die erste Trainerin im Atmakur Sportentwicklungszentrum der ASA zu werden. Derzeit befindet sich Mounika im letzten Jahr ihres Bachelor of Arts Studiums und danach möchte sie noch ein zweijähriges Studium absolvieren, um Sportlehrerin zu werden.
Mounika ist der lebende Beweis für die transformative Kraft des Sports im ländlichen Indien.
Mounika, wie hast du mit dem Fußball spielen angefangen?
Seit meiner Kindheit nahm ich gerne an Sportveranstaltungen und Wettkämpfen in der Schule teil. Eines Tages kam ein Trainer von ASA in unsere Schule und erzählte uns von den Sport-Projekten der Sportakademie. Ich wusste sofort dass ich Fußball spielen und alles darüber lernen wollte. Und ich wusste auch, dass ich gut darin sein würde.
Gab es Probleme, weil du ein Mädchen warst?
Anfangs war meine Mutter sehr glücklich, aber als ich nach einem Jahr das erst Mal meine Periode bekam, änderte sie ihre Meinung. Sie sagte mir, dass es für mich nun keinen Grund mehr gäbe, weiter Fußball zu spielen. Ich war sehr traurig, denn ich hatte in nur einem Jahr so viel gelernt und mich so verbessert! Wie konnte sie mir sagen, dass ich es einfach aufgeben solle? Dank der Unterstützung meines Vaters und nachdem sich mein Trainer für mich eingesetzt hatte, durfte ich wieder spielen.
Wie war es für dich an der Fußballförderung der Sportakademie der Vicente Ferrer Stiftung teilzunehmen?
Es war nicht immer leicht die Schule und den Sport unter einen Hut zu kriegen, da wir ungefähr fünf Stunden am Tag trainierten. Aber ich habe weiter gemacht, weil ich gerne Fußball spiele und trainiere. Vorher hatte ich mein Dorf nie verlassen und plötzlich bin ich zu Auswärtsspielen in andere Regionen gefahren. Dank des Fußballs habe ich viel Neues gelernt und bin auch als Person gewachsen. Das möchte ich gern an andere Mädchen weitergeben. Auch sie sollen diese Möglichkeit haben.
Und deshalb bist du Trainerin geworden?
Ja, ich bin sehr glücklich und stolz, dass ich diese Gelegenheit bekommen habe und so ein Vorbild für andere Mädchen sein kann. Ich liebe es, ihnen zu helfen, ihnen ihre Zweifel zu nehmen und zu sehen, dass sie jeden Tag konzentriert und motiviert daran arbeiten sich zu verbessern.
Was können die Schülerinnen und Schüler neben den technischen Aspekten noch durch Fußball lernen?
Zuallererst die Bedeutung von Teamwork. Ich muss im Training oft wiederholen, dass sie untereinander nicht streiten sollen. Es ist wichtig, dass sie eine Einheit sind, gut zusammen arbeiten und sich alle gegenseitig respektieren. Sport ist zudem sehr wichtig für die körperliche und persönliche Entwicklung. Sie haben Spaß dabei und lernen viel.
Wie kann der Sport für Mädchen im ländlichen Indien weiter gefördert werden?
Wir müssen Gespräche mit den Eltern, Trainern und den Mädchen selbst führen, um ihr Bewusstsein für die Bedeutung von Sport für Mädchen zu schärfen. Zu Beginn waren die meisten Teilnehmenden Jungen und es gab keine Trainerinnen, aber das ändert sich langsam. Schon in der letzten Saison hat sich die Anzahl der Mädchen, die Fußball spielen, verdreifacht und die neu entstandene Anantapur Football League ist eine großartige Gelegenheit für sie. Der Frauensport wird weiter wachsen, weil der Kampf um Gleichstellung und die Stärkung von Frauen ungebremst weitergeht.
Text: Oriol Petit Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung Deutschland