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Das Schicksal alleinerziehender Mütter


September 4, 2023    VFS

 

Zwei Frauen, ein Schicksal. Sarojamma und Rajeswari verlieren in jungen Jahren ihre Ehemänner und müssen fortan ihr Leben als alleinerziehende Mütter bestreiten. Doch mit der Unterstützung der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) finden die beiden Frauen einen Weg mit dem Schicksalsschlag umzugehen und setzen alles daran ihren Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen.

Der Stoff aus dem Träume sind

Sarojamma ist stolze Mutter von zwei Kindern, die sie allein großzieht. Ihr Mann starb, als sie mit dem zweiten Kind schwanger war. Das Leben nach dem Tod ihres Mannes war nicht leicht für Sarojamma. In ländlichen Regionen in Indien herrscht der Aberglaube vor, dass Witwen verflucht und für den Tod ihres Mannes verantwortlich sind. Viele Menschen wenden sich von den Frauen im Glauben ab, dass die Witwen auch ihnen Unglück bringen würden. Auch Sarojamma bekommt nach dem Tod ihres Mannes die Ablehnung der Nachbarn und Dorfbewohner zu spüren, doch sie gibt nicht auf. „Es war sehr schwer aber ich hatte keine andere Wahl, als weiterzumachen. Ich habe zwei Kinder, sie bedeuten mir alles und ich tue alles dafür, dass sie mal ein besseres Leben haben“, erzählt sie kämpferisch. „Dafür arbeite ich als Schneiderin und auf dem Feld, um genug Geld für ihre Ausbildung zu verdienen.“

Sie wirkt fröhlich, doch sie hatte es nicht immer leicht im Leben. Ihr Vater starb, als sie noch sehr jung war. Ihre Mutter sah keinen anderen Ausweg und verheiratete ihre fünf Töchter in jungen Jahren. So wurde auch Sarojamma bereits mit 14 Jahre verheiratet. Die Ehe war unglücklich und geprägt von Gewalt. Als ihr Mann nach fünf Jahren Ehe starb, war Sarojamma mit ihren Kindern auf sich allein gestellt. „Ich wusste nicht mehr weiter und habe dann um Hilfe gebeten“, sagt sie.

Bei der Vicente Ferrer Stiftung in Indien (RDT) fand Sarojamma die Unterstützung, die sie brauchte. „Sie haben mir sehr geholfen und emotionalen Rückhalt gegeben. Ich konnte eine Ausbildung zur Schneiderin absolvieren und erhielt eine Nähmaschine von der Stiftung. Deswegen kann ich heute als Schneiderin arbeiten“, sagt sie. Heute steht Sarojamma früh am Morgen auf, um auf dem Feld zu arbeiten. Die anstrengende Feldarbeit unter der sengenden Sonne Südindiens kann sie bereits am Mittag beenden. Dann geht Sarojamma ihrer zweiten Beschäftigung an der Nähmaschine nach, bei der sie sich kreativ ausleben kann.

Durch die Herstellung und den Verkauf von Saris, dem traditionellen indischen Kleidungsstück für Frauen, verdient sie genug Geld, um ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Ihr Sohn hat vor kurzem ein Ingenieur-Studium begonnen und die Tochter steht kurz vor dem Schulabschluss. Sie sind der ganze Stolz ihrer Mutter.

Mit Hühnern in eine glückliche Zukunft

Rajeswari, 39, zieht ihre zwei Kinder nach dem Tod ihres Mannes ebenfalls allein groß. Sie tut alles dafür, dass die Kinder einmal die Bildung erhalten, die sie selbst nicht hatte. Rajeswari ist selbstständig. Neben der Feldarbeit züchtet sie außerdem noch Hühner.

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, als Rajeswari, aufwacht. Das Krähen einer ihrer Hähne hat sie geweckt. Morgens kümmert sich die junge Witwe um ihre Hühner und Hähne, füttert sie und geht dann hinaus zur Arbeit aufs Feld. Diese Selbstständigkeit hat ihr der Sangham – eine von der Stiftung organisierte Selbsthilfegruppe für Frauen – ermöglicht. Dort hat sie die Unterstützung gefunden, die sie nach dem Tod ihres Mannes brauchte. Heute kauft sie Küken, zieht sie groß und verkauft diese sowie die Hühnereier auf Märkten oder bietet sie den Restaurants an.

Rajeswaris Söhne besuchen die Sekundarschule, vor ihnen liegt eine vielversprechende Zukunft. Ihre Mutter sorgt dafür, dass sie eine gute Ausbildung erhalten können und diese nicht vorzeitig beenden müssen, weil sie gezwungen sind zu arbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Gleichzeitig versucht sie die Schulden der Familie zu begleichen. „Als mein Mann krank wurde, geriet alles in eine Schieflage“, erklärt sie. Um die medizinische Behandlung ihres Mannes zu finanzieren, musste Rajeswari einen Kredit aufnehmen. Doch es half alles nichts, kurz darauf starb ihr Mann. „Ich war plötzlich ganz auf mich allein gestellt. Niemand wollte mir helfen – außer den Frauen in meinem Sangham. Sie unterstützten mich in der schweren Zeit und über den Sangham erhielt ich einen Mikrokredit, der es mir ermöglichte, meine ersten Hühner zu kaufen und finanziell wieder auf die Beine zu kommen.“

In stillen Momenten denkt sie manchmal drüber nach, was passiert wäre, wenn sie nach dem Tod ihres Mannes aufgegeben hätte. Doch das kam auch wegen ihrer zwei Kinder nie in Frage. Dank den Einkünften aus der Feldarbeit und der Hühnerzucht kann Rajeswari mit einem Lächeln in die Zukunft blicken.

 

Text: Josep Romaguera | Übersetzung: Vicente Ferrer Stiftung in Deutschland



 




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